Alle Vögel sind schon da – Nester im und am Schornstein

Mit dem Frühling ist die Gefahr von nistenden Vögeln im Rauchabzug nicht vorbei. Bis in den September brüten und nisten manche Vogelarten wie etwa Amseln oder Mauersegler. Störche sind nur die bekannteren von zahlreichen Vogelarten, die sich auf und in Gemäuer zur Brut und Aufzucht zurückziehen. 

Storchennest auf einem stillgelegten Schornstein
Nistende Störche – ein wieder häufiger und meist erfreulicher Anblick auf alten Schornsteinen und Masten, Quelle: www.pixabay.com, Fotograf: ferdinandkozeluh0

Nester auf dem Rauchabzug lassen sich leicht erkennen und entfernen. Daneben droht Gefahr von jenen Nestbauern, die sich das Innere des Kamins aussuchen. Bei teilweise stillgelegten oder nur selten genutzten Schornsteinen leicht übersehen, können die lauschigen Nistplätze jedoch Hausbewohnern gefährlich werden, wie sich jedes Jahr leider erneut bestätigt (Frau erstickt wegen Dohlennest im Kamin).

Was ist das Gefährliche an Schornsteinnestern?

Rauchgase enthalten giftiges Kohlenmonoxyd und -dioxyd, das durch einen blockierten Schornstein nicht abziehen kann. Im schlimmsten Fall wird es zurück ins Innere des Gebäudes befördert. Besonders gefährlich: Die giftigen Abgase sind farb- und geruchslos! Ein Indiz für Rauchgasrückstau können beschlagene Fenster oder warme feuchte Luft im Heizungsraum sein.

Welche Vogelarten nisten im Schornstein?

Dohle - ein häufiger Kaminbewohner
Die Dohle – deutscher Vogel des Jahres 2012 Quelle: www.pixabay.com

Ein Vogel mit ausgeprägter Vorliebe für sichere, höhlenartige Unterschlupfe ist die Dohle. Bereits gegen Ende des Winters beginnt für die schwarzen Rabenvögel die Suche nach geeigneten Nistplätzen. Ist ein solcher gefunden, beginnt das Dohlenpärchen mit vereinten Kräften damit allerhand Nistmaterial in die Öffnung des Schornsteins zu werfen. Von Zweigen und Moos bis zu Plastiktüten kann hierbei alles nützlich sein. Begonnen wird aber meist mit größeren Ästen, die sich im Inneren des Schlots verfangen und die Basis des Nests bilden.

Viele Nester werden im Frühjahr vom Schornsteinfeger entdeckt und können von diesem mithilfe spezieller „Fallgranaten“ oder Widerhaken gelöst werden. Wer als Hausbesitzer selber einen plötzlichen schlechten Kaminzug oder gar Rückstau von Abgasen bemerkt, sollte sich umgehend an den Kaminkehrer wenden.

Vogelschutzgitter sorgen vor!

Einmal erkannt und beseitigt, ist die Gefahr jedoch noch nicht gebannt. Wie andere Singvögel merkt sich auch die Dohle die einmal gewählten Brutplätze und kehrt unter Umständen im nächsten Frühling wieder genau an dieselbe Stelle zurück. Bereits für wenige Euros kann man spezielle Dohlengitter mit breiten Stangen oder die feineren Vogelschutzgitter im Handel kaufen. Die Montage eines Regenhuts bietet hingegen keinen hundertprozentigen Schutz und sollte mit einem Gitter kombiniert werden. Aufsätze wie der drehbare Rotovent oder ein Kaminkraft-Aufsatz mit Lufteinlassdüsen schotten den Kaminschlot gegen jedwede Nistattacke ab und fördern einen stabilen Rauchabzug.

Zu wenig Zug am Kamin durch Fallwinde

Fallwinde bezeichnen zum einen ein regionales Phänomen im Bereich geologischer Formationen, z.B. der warme Föhn im Voralpenland. Auch im mikroklimatischen Bereich kennt man Fallwinde. Sie beeinträchtigen beispielsweise Schornsteine, die sich in direkter Nähe zu hohen Gebäuden, Bergen, an Hängen oder neben anderen hohen Hindernissen befinden. Diese Art von Wind ist, wie der Name andeutet, nach unten gerichtet und spürbar als starker bis sehr starker mitunter böiger Luftstrom auf der Lee-Seite.

Fallwinde

Der Normalzustand am Kamin ist ein stabiler, ausreichend starker (und nicht zu starker) Zug nach oben, der Abgase aus dem Gebäude befördert und der Verbrennung durch Unterdruck im unteren Bereich Sauerstoff zuführt. Dieser Kaminzug wird gern als „Motor der Verbrennung“ bezeichnet, und es stimmt: Ist der kaminzug gestört, funktioniert auch die Verbrennung nicht oder nicht optimal. Im hier beschriebenen Fall wirken Fallwinde wie ein Pfropf auf die Öffnung des Schornsteins und verwandeln den erwünschten Unterdruck im schlimmsten Falle in eine negative Thermik: Den Rauch wird zurück in den Kamin „gedrückt“.

Abhilfe können spezielle Kaminaufbauten schaffen, dazu gehören windangetriebene Ventilatorenaufsätze, elektrisch betriebene Rauchsauger und in der einfachsten aber effektiven Form Kaminaufsätze mit festen Lufteinlassdüsen. Alle drei Varianten bewirken Dasselbe: Sie erzeugen einen gleichmäßigen Unterdruck am Kamin, der Rauchgase zuverlässig und zügig nach oben transportiert.